WÜRDEST DU BLEIBEN?

Wo ist Europa für Sie Traum und Hoffnung? Wo wird Europa für Sie im Alltag notwendig?


Vermeintlich alltägliche Fragen. Vermeintlich grundlegende Fragen.
Fragen, die wir Europäer uns aber nicht mehr stellen – zu viel Selbstverständlichkeit?
Für mich ist Europa Normalität. Frieden und Sicherheit. Ein Zustand, der nicht hinterfragt werden muss.
Ebendieses fortwährend alltägliche Europa ist für mich aufgrund seiner Selbstverständlichkeit ein Versprechen.


Ein Versprechen von Frieden, von Gemeinschaft, von Solidarität.

Mit diesem Versprechen ist Europa für mich alltäglich notwendig.

Ein Bund von Staaten mit der gemeinsamen Absicht, zusammen mehr als die Summe seiner Teile zu sein. Eine wesentliche Aufgabe ist dabei das Erinnern an die erlebte Vergangenheit.

Der nationalsozialistische Terror mündete in eine Zeit, in der Europa in Schutt und Asche lag.

An diese Zeit will die eine Bildebene meiner Fotografien erinnern.


In Vielfalt geeint.

Dieser Kerngedanke ist für mich aber nur Ausgangspunkt um unsere aktuelle Situation in Europa zu reflektieren.

Im Kontrast zu der Zerstörung des II. Weltkriegs steht das gegenwärtige Ulm:

Sicherheit, Gemeinschaft, Geborgenheit.

Wir und ich können uns täglich unsere kleinen und größeren Wünsche in Ulm wie in Europa erfüllen.

 

Alltag.


Traum und Hoffnung ist Europa für die Menschen, die nicht Teil dieser Gemeinschaft sind. Die nicht auf die selbstverständliche Solidarität untereinander setzen können.

Menschen, die wie wir vor über 70 Jahren vor dem Nichts stehen und aus Angst vor Terror und Gewalt eine Reise auf sich nehmen, die wir uns gegenwärtig nicht mehr vorstellen können.

 

Sie sind auf der Suche nach dem, was für mich eine Selbstverständlichkeit ist.


Auf diese Diskrepanz zwischen eigener Vergangenheit und gegenwärtiger Geisteshaltung von Teilen der europäischen Bevölkerung will die Frage aufmerksam machen:

 

„Würdest du bleiben?“


Der Betrachter wird direkt angesprochen und gezwungen, sich vor dem Hintergrund der europäischen Vergangenheit zu positionieren.

Kann ein Kontinent, der sich einst selbst neu erfinden musste, die Augen vor den Widrigkeiten anderer verschließen und Grenzen aufbauen, wo er doch eigentlich für sich beansprucht, Grenzen abzubauen? Welchen Beitrag kann jeder von uns dazu leisten?
Die Diskrepanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart soll den Betrachter dazu auffordern, sich für die Zukunft zu positionieren!


Und der angesprochene Beitrag liegt im Alltäglichen.

Um genau darauf hinzuweisen verwendet das Plakat nur eine Stadt und eine Lebenswelt.

Die Pluralität Europas durch die Darstellung unterschiedlicher Orte abzubilden war für mich keine Option, würde sie doch dem Betrachter erlauben, sich aus der konkreten Verantwortlichkeit innerhalb seiner Lebenswirklichkeit zu lösen.

 

Ulm ist einfach nur ein Ort von vielen, an dem sich die europäische Idee jeden Tag im Kleinen realisieren kann und muss – und darauf soll verwiesen werden.

im Auftrag des Europäischen Wettbewerbs.